Bergama - Asklepion#

Bergama - Asklepion
Bergama - Asklepion, May 2012, © Gerhard Huber, under CC BY-NC 4.0 +Edu

Seine Blüte erlebte das Kurzentrum von Pergamon im 2. Jahrhundert unter dem Arzt Galen. Niemals zuvor hatte jemand den menschlichen Körper so intensiv untersucht. Das medizinische Wissen über Kreislauf, Nervensystem und unzählige Krankheitsbilder fasste Galen in seinem Monumentalwerk 'Methodus medendi' zusammen, das bis ins 16. Jahrhundert die Basis der abendländischen Medizin bildete. Seine Autorität war so groß, dass es 1400 Jahre brauchte, bis sein Konzept der Viersäfte-Lehre revidiert wurde. Galen vertrat die Meinung, die vier Grundelemente Feuer, Erde, Wasser und Luft hätten ihre Entsprechung in den Körpersäften Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle. Diese wiederum repräsentieren die vier Geschmacksrichtungen süß, salzig, bitter und sauer, ebenso wie die vier Temperamente Sanguiniker, Phlegmatiker, Choleriker und Melancholiker. Den vier Säften ordnete Galen sogar Farben, Qualitäten, Jahreszeiten und Lebensabschnitte zu – eben alles, was zur Zahl 4 passte. Blutkreislauf und Nervensystem verteilen diese Säfte im Körper. Ist ihre Ausgewogenheit gestört, entstehen Krankheiten. Erstaunlich, aber wahr: die europäische Medizin fußte 1400 Jahre lang auf einer völlig falschen Vorstellung über die Funktion des menschlichen Organismus. So verwundert es nicht, dass während des gesamten Mittelalters keine wirklichen medizinischen Fortschritte erzielt wurden. Allein die Autorität eines Namens verhinderte jegliche Weiterentwicklung.