Topkapi Palace - Third Courtyard#
Der dritte Hof diente als Palastschule. Aus dem ganzen Reich wurden intelligente Jungen ausgewählt und hier von weißen Eunuchen zu Ingenieuren, Beamten und Bediensteten ausgebildet. Im türkischen bezeichnete man sie als aga, d.h. 'hoher Herr'. Davon leitet sich das Wort Page ab. Viele dieser Kinder konnten bis in höchste Staatsämter aufsteigen, beispielsweise zum Wesir, d.h. zum Minister oder wie Sinan zum Hofbaumeister.
Das osmanische Reich war ein perfekt organisiertes Staatswesen mit starker Zentralgewalt rund um die Person des Sultans. Eine relativ offene Gesellschaft gestattete allen Osmanen mit entsprechenden Fähigkeit den Aufstieg in öffentliche Ämter. Ein riesiger Beamtenapparat kümmerte sich um die Verwaltung, wobei die Finanzämter und die Staatskanzlei zu den wichtigsten Behörden zählten. Alleine das Finanzamt des Palastes beschäftigte 800 Beamte. Das Rechtssystem basierte auf der islamischen Scharia und einem Gewohnheitsrecht, das frühere Sultane festgelegt hatten. Da alle Bewohner des osmanischen Reiches einschließlich des Sultans dem Rechtswesen unterworfen waren, herrschte ein hohes Maß an Rechtssicherheit. Die höchsten Beamten erhielten keinen Sold, sondern Ländereien, aus denen sie ihren Lebensunterhalt finanzierten. Sie verfügten über eine exzellente Bildung und stellten die Oberschicht des Reiches. Ehrenvolle Titel wie 'Pascha', d.h. 'Herr', unterstrichen ihre Bedeutung. Über die Einhaltung der islamischen Gesetze wachte eine eigene, religiöse Beamtenschaft. Sie bestand aus Richtern, sogenannten Kadis, und Gutachten erstellenden Rechtsgelehrten, sogenannten Muftis.