Taranto - Good Friday Church Parade#

Taranto - Good Friday Church Parade
Taranto - Good Friday Church Parade, April 2017, © Gerhard Huber, under CC BY-NC 4.0 +Edu

Die düstere Lehre der katholischen Kirche, die ihren Schäflein stets mit erhobenem Zeigefinger die Qualen der Hölle androht, lässt sich kaum eindringlicher erleben als in der trostlosen Altstadt Tarantos zu Ostern. Am Karfreitag ziehen die Büßer barfuß durch die Stadt, ihr Gesicht hinter Spitzhauben verborgen und begleitet von einer trübsinnigen Marschmusik. Am schwarzen Messhemd der Büßer befindet sich eine Plakette mit einem Abbild der Schmerzensjungfrau. Die Schmerzen Marias sollen das Mitleid bei der Passion ihres Sohnes ausdrücken. Den Gang der Prozession regelt die sogenannte Trocolla. Das Instrument besteht aus einem Holzstück mit vier Eisengriffen, die geschüttelt einen Ton von sich geben, denn Glocken und Klingeln sind in der Karwoche verboten. Am späten Nachmittag des Karfreitag füllen sich die Straßen. Die große Prozession steht an. Sie beginnt mit dem Aufmarsch der Perdoni. Die in weiße Messhemden gewandeten und mit Pilgerstab ausgestatteten Perdoni erinnern an jene Büßer, die einst nach Rom pilgerten in der Hoffnung auf Vergebung ihrer Sünden. In Holz geschnitzte Passionsszenen zeichnen den Leidensweg Christi nach, den Weg, den Jesus von seiner Verurteilung im Haus des Pilatus bis zu seiner Kreuzigung mitten durch Jerusalem zurücklegte. Zum Schluss erscheint die Statue der Jungfrau Maria - als Symbol der Erlösung. Hinter den Umzügen steckte eine geschickte Marketingidee der katholischen Kirche. Die effektvolle Inszenierung des Glaubens für das leseunkundige Volk sollte die Lehre nachhaltig in den Köpfen der Menschen verankern. Gesetzt hat man dabei auf die altbewährten christlichen Erziehungsmittel: Angst, Leid und Drohung. Damit wollte man jeden Zweifel bereits im Keim ersticken. Die Kirche demonstriert mit den Prozessionen für alle verständlich, was passiert, wenn die Gläubigen vom rechten, d.h. christlichen Weg abkommen. Wer die apulischen Umzüge miterleben möchte, braucht dafür eine große Menge Geduld, denn sie schreiten nur äußerst langsam voran. Den Startpunkt am späten Nachmittag bildet die Kirche del Carmine. Von dort quält sich die Prozession in einem Rundkurs 2 km lang durch die Neustadt und benötigt dazu 16 Stunden bis 9 Uhr früh am nächsten Morgen – macht eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 125 m pro Stunde.
The gloomy teachings of the Catholic theology, always threatening its members with a wagging finger with the torments of hell, can hardly be experienced more urgently than in the desolate old town of Taranto at Easter. On Good Friday, the penitents walk barefoot through the city, their faces hidden behind pointed hoods and accompanied by a mournful march music. The black albs of the penitents show a plaque with an image of the painful virgin. The pains of Virgin Mary are to express the pity at her son's passion. The course of the procession is regulated by the so-called Trocolla. The instrument consists of a piece of wood with four iron handles that vibrate to make a sound, because bells are prohibited in Holy Week. In the late afternoon of Good Friday, the streets fill up. The big procession is on. It begins with the parade of Perdoni. The Perdoni, clad in white albs and carrying a pilgrim's staff, are reminiscent of those penitents who once made a pilgrimage to Rome in the hope of forgiveness of their sins. Passion scenes carved in wood poprtray the Passion of Christ, the pathway Jesus walked from his condemnation in the house of Pilate to his crucifixion midway through Jerusalem. In the end comes the statue of the Virgin Mary as a symbol of salvation. Behind the procession was a clever marketing idea of ​​the Catholic Church. This effective staging of the faith for the illiterates should leave a lasting impression on the people. It was based on the well-tried Christian means of education: fear, suffering and menace in order to nip any doubt in the bud. With processions the church demonstrates - understandable for all - what happens if the faithful stray from the right path, i.e. the Christian path. If you want to witness an Apulian procession, you need a lot of patience because these processions wear on. The starting point in the late afternoon is the church del Carmine. From there, the procession struggles along for 2 km in a circuit through the new partw of town, requiring 16 hours until 9 am the next morning - making an average speed of 125 m per hour.