Sur - Dhowbuilder's Shipyard#

Sur - Dhowbuilder's Shipyard
Sur - Dhowbuilder's Shipyard, April 2015, © Gerhard Huber, under CC BY-NC 4.0 +Edu

In den Werften der Stadt wurde früher emsig an neuen Schiffen gezimmert. Das heutige Bild liefert nur noch einen schwachen Abglanz der glorreichen Vergangenheit. In der letzten Dhauwerft des Oman wird höchstens noch ein Schiff pro Jahr ausgeliefert. Eine Dhau zu bauen, verlangt ein hohes Maß an handwerklichem Können und Erfahrung. Das Einmastschiff wird mit einfachsten Werkzeugen ohne gezeichnete Pläne hergestellt und kann bis zu 200 t Last tragen – bei 30 m Länge und einer Segelfläche von 300 m². 15 Zimmerer brauchen 6 Monate für den Bau, doch das fertige Schiff ist über 100 Jahre im Einsatz. Sogar heute noch beherrschen Dhaus den regionalen Handel im arabischen Raum, allerdings haben starke Dieselmotoren die Segel ersetzt. Die genialen Konstruktionen schrieben mehrfach Weltgeschichte, wenn auch in indirektem Sinn. Dhaus gehören zu den wenigen, ganz aus Holz gefertigten, hochseetüchtigen Schiffen, die bereits in der Antike von großer Bedeutung für den Welthandel und die daraus erwachsenden Zivilisationen waren. Die arabische Seefahrt, literarisch verewigt in den legendären Reisen des omanischen Seefahrers Sindbad, trug bereits vor 5000 Jahren wesentlich zum Aufbau der ersten menschlichen Zivilisationen in Ägypten, Mesopotamien und im Gebiet des Indus bei. Bereits im 4. Jahrtausend v.d.Z. erreichten arabische Seefahrer mit ihren Booten die Küsten Ostafrikas, das Rote Meer und die Mündung des Indus im heutigen Pakistan. Je weiter die Händler zu neuen Küsten vordrangen, umso häufiger entstanden neben den Handelsrouten auch Wege für kulturellen Austausch weit über die Grenzen des mittleren Ostens hinaus. Die Dhau war auch das erste Schiff, das im 6. Jahrhundert eine Seereise von Arabien nach China ermöglichte und so zum Untergang der legendären Seidenstraße beitrug.