Je weiter man in das Tal vordringt, umso mehr weicht der harte Granit der Berge einem weichen, vulkanischen Tuffgestein. Es lässt sich hervorragend bearbeiten und genau diesen Umstand nutzten die Mönche von Wardzia
Vardzia, Georgia
zum Bau eines außergewöhnlichen Höhlenklosters. Die heiligen Männer durchlöcherten eine 500 m hohe Felswand wie Schweizer Käse und schufen damit mehr als 2000 Säle und Kammern auf 13 Etagen. Alle waren untereinander durch Höhlengänge, Treppen und Terrassen verbunden, gleichsam eine vertikale Stadt für 800 Mönche. In kriegerischen Zeiten fanden hier bis zu 50.000 Menschen Zuflucht. Über raffinierte Windkanäle wurden die Höhlen ständig mit Frischluft versorgt. Wasser schöpften die Bewohner aus einem riesigen Reservoir, das sich aus Mineralquellen im Berginnern speiste und über ein unterirdisches Rohrsystem mit dem Fluss verbunden war. Lebensmittel erntete man auf den fruchtbaren Feldern des Tales.
Seine Blüte erlebte das Kloster im 12. Jahrhundert, doch seine Ursprünge reichen viel weiter zurück. Vermutlich lebten hier schon vor 1500 Jahren Einsiedler, die im Laufe der Zeit eine mönchische Gemeinschaft bildeten.
Zugänglich war das Kloster über Leitern, die im Notfall schnell eingezogen werden konnten. Daneben führten bestens getarnte unterirdische Gänge vom Flussufer über ein Gewirr von Treppen und Falltüren ins Innere der Anlage. Wardzia war eine uneinnehmbare Festung – bis 1522 die Osmanen durch Verrat von den unterirdischen Gängen erfuhren. Sie plünderten das Kloster und vertrieben die Mönche. Zurück blieben verfallene Höhlen, die Bauern als Viehställe nutzten. Seit einigen Jahrzehnten jedoch führen Ausgrabungs- und Restaurierungsarbeiten zu einer Wiederbelebung der grandiosen Anlage. Mehr als 500 Höhlen, darunter zahlreiche Kirchen und Kapellen, wurden bereits zugänglich gemacht.
Der heute so unglaublich beeindruckende Anblick von Wardsia hat mit einem verheeren-den Erdbeben im Jahr 1283 zu tun. Damals stürzten Teile des Klosters ein und legten es gleichsam frei. Alle Treppen und Eingänge, die man heute erblickt, waren vor dem Erdbeben von außen nicht sichtbar. Dieses ausgeklügelte System aus über 2000 miteinander verbundenen Höhlen - gut geschützt, bestens mit Frischluft und Wasser versorgt, mitten in einer vertikalen Felswand und Zufluchtsstätte für bis zu 50.000 Menschen - macht Wardsia zu einem Höhepunkt menschlicher Architekturgeschichte.
The further you move into the valley, the more the hard granite of the mountains changes to a soft, volcanic tuff. It is great to handle and work with and is exactly what the Wardzia
Vardzia, Georgia
monks used to build an extraordinary cave monastery. The holy men perforated a 500 m high scarp and thus created more than 2,000 halls and chambers on 13 floors. All were interconnected by passages, stairs and terraces, a vertical city for 800 monks. In times of war, up to 50,000 people found refuge here. The caves were constantly supplied with fresh air via sophisticated wind tunnels. The inhabitants drew water from a huge reservoir that fed from mineral springs inside the mountain and was connected to the river via an underground pipe system. Food was harvested in the fertile fields of the valley.
The monastery flourished in the 12th century, but its origins go back much further. Probably 1,500 years ago, there were hermits who, over time, formed a monastic community.
The monastery was accessible via ladders, which could be quickly moved in an emergency. In addition, well camouflaged underground passages from the riverbank led through a maze of stairs and trapdoors into the interior of the complex. Wardzia was an impregnable fortress - until 1522, when the Ottomans learned by betrayal of the underground passages. They plundered the monastery and expelled the monks. Abandoned caves remained, which the farmers used as cattle sheds. For several decades, however, excavation and restoration work has led to a revival of the sublime complex. More than 500 caves, including numerous churches and chapels, have already been made accessible.
The incredible sight of Wardsia today has to do with a devastating earthquake in 1283. At that time parts of the monastery collapsed and released it as it were. All the stairs and entrances that you see today were not visible from the outside before the earthquake. This sophisticated system of over 2000 interconnected caves - well protected, well supplied with fresh air and water, in the middle of a vertical cliff face and refuge for up to 50,000 people - makes Wardsia a highlight of human architectural history.