Landscape Painting#
Keine andere Region Chinas hat die traditionelle Landschaftsmalerei in so hohem Maße beeinflusst. Die Naturdarstellungen zeigen den Menschen nur als winzig kleine Nebenerscheinung. Vielmehr geht es um die tiefe Versenkung in die Natur, denn sie gilt im Sinne des taoistischen Weltbildes als größter Ausdruck von Harmonie. Die Fähigkeit eines Künstlers zeigt sich in seinem Talent, Licht und Atmosphäre so einzufangen, dass sie den Betrachter in das traumartige Bild gleichsam hineinziehen. Es geht dabei weder um Originalität oder die Entwicklung eines eigenen Kunststils. Vielmehr soll das Wesen der Landschaft erfasst werden. Früher meinte man sogar, am Pinselstrich die Moral des Künstlers zu erkennen.
Farben und Kontraste werden nur sehr reduziert eingesetzt. Dagegen entstehen Schärfe und Kontur durch den gezielten Einsatz von trockener und nasser Maltechnik. Sie spiegelt den taoistischen Gegensatz von Yin und Yang wider. Der nasse Strich steht für das weibliche, sanfte und diffuse Yin-Prinzip, während der trockene Strich das männlich-harte und klare Yang verkörpert.
Gemalt wird auf empfindlichen Seiden- und Papierrollen, die keinerlei Korrekturen vertragen. Der Maler muss das Bild in allen Details bereits im Kopf haben, bevor er es auf Papier oder Seide bannt. Chinesische Landschaftsbilder haben keinen eingerahmten, festen Platz an einer Wand. Sie lagern zusammengerollt in Schubladen und werden vom Besitzer nur hervorgeholt, wenn er sie betrachten will. Dann geht er nahezu meditativ in den Harmonien der Natur auf.