Bandar Seri Begawan (Brunei Town)#

Bandar Seri Begawan (Brunei Town)
Bandar Seri Begawan (Brunei Town), January 2014, © Gerhard Huber, under CC BY-NC 4.0 +Edu

Im Großraum von Bandar Seri Begawan Bandar Seri Begawan leben etwa 300.000 Menschen, das sind drei Viertel der Gesamtbevölkerung. Übersetzt bedeutet der etwas sperrige Name nichts anderes als 'Hafen des verehrten Herrschers'. Wer hier jedoch ein Klein-Dubai erwartet, wird enttäuscht. Mit neureicher Prahlerei haben die Brunesen nichts am Hut. Schon beim Anflug auf Bandar Seri Begawan, übrigens die einzige echte Stadt im Land, wird klar, dass die Metropole einen gemütlich-entspannten Charme verströmt, wo die Zeit noch deutlich langsamer zu fließen scheint. Brunei ist ein Sultanat mitten in Südostasien: winzig klein, unvorstellbar reich und zum Großteil von Primär-Urwäldern bedeckt, seine Größe: 5765 km², die Einwohnerzahl: 425.000. Das kleine Land ist ein weitgehend unbekanntes Relikt aus kolonialer Vergangenheit. Das Wort Brunei soll auf Fischer zurückgehen, die diesen Ort mit dem Ausruf 'baru nah', übersetzt 'Wir haben´s gefunden' auswählten, um ein Dorf zu gründen. Lange Zeit war das Urwald-Gebiet ein weißer Fleck auf der geschichtlichen Landkarte. Erstmals im Jahr 977 wissen chinesische Quellen von einem Königreich zu berichten. Im 14. Jahrhundert bildete das nördliche Borneo einen Vasallenstaat des indonesischen Großreiches von Majapahit, des letzten hinduistischen Seehandelsimperiums Südostasiens. Mit dem Auftauchen arabischer Händler änderte sich die Geschichte dramatisch. Sie kamen auf ihren hölzernen Dhaus, den ersten wirklich hochseetüchtigen Schiffen der Menschheit. Mit im Gepäck: der Islam. Die neue Religion traf in Indonesien auf pragmatische Herrscher. Um sich beste Handelsbeziehungen zu sichern, konvertierten einige lokale Könige zum Islam. Zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert festigte sich die neue Lehre nachhaltig im Südosten Asiens. Im 15. Jahrhundert erreichte sie auch den Norden Borneos. Durch Heirat gelangte ein Sultan in Brunei an die Macht. Unter seinem Nachfolger Sultan Bolkiah dehnte sich das kleine Imperium bis in den Süden der Philippinen aus. Enge Handelskontakte – vor allem zu den Portugiesen – sorgten für klingende Kassen. Daneben bauten die Brunesen höchst effektive Kanonen, die im ganzen südostasiatischen Raum heiß begehrt waren. Schon damals berichteten venezianische Reisende von einem Sultanspalast, der an Größe und Pracht alles bisher dagewesene in den Schatten stelle. In den folgenden 200 Jahren verloren die Sultane zunehmend an Macht. Die Gründe waren vielfältig: innere Thronfolgestreitigkeiten, eine überhand nehmende Piraterie und der wachsende Einfluss europäischer Kolonialmächte wie Holland und England. 1842 überließ der Sultan von Brunei das Gebiet von Sarawak dem britischen Armeeoffizier James Brooke, der sich dort als König inthronisierte und sein Gebiet Zug um Zug ausdehnte. Das Rest-Sultanat Brunei schrumpfte auf seine heutige Größe – bis es 1888 gleich zum britischen Protektorat erklärt wurde. Der Sultan blieb formal Herrscher, doch die Verwaltung oblag den Kolonialherren. Auch als die Engländer 1963 die Malaiische Föderation gründeten, schloss sich der Sultan nicht an, sondern zog es vor, britisches Protektorat zu bleiben, bis 1984. Dann wurde Brunei der 169. unabhängige Staat der Erde – ein winziges Land inmitten des malaiischen Staatsgebietes.