Geghard Monastery - Khachkar#
In den sogenannten Chatschkars, den Kreuzsteinen, erreichte die armenische Kunst einen Höhepunkt. Vermutlich steht der Kreuzstein in einer jahrtausendealten Tradition der Aufstellung von Monolithen und Menhiren, wie sie nicht nur in Westeuropa sondern auch in Vorderasien allgegenwärtig war. Im armenischen Christentum wurde der Menhir in unglaublich feiner Steinmetzarbeit mit einem Kreuz versehen. Das Zeichen des Kreuzes ist uralt und war schon lange vor Inbesitznahme durch das Christentum ein kosmisches Symbol. Es stellt die Verschmelzung von Gegensätzen, von Himmel und Erde, von oben und unter, von männlich und weiblich dar. Es vereinigt die vier Himmelsrichtungen und gibt ihnen ein kosmisches Zentrum, den Schnittpunkt von Zeit und Raum, das 'hier' und 'jetzt'. In Armenien wurde das Kreuz kunstvoll zu einer Art Lebensbaum stilisiert. Knospen brechen aus den Balken hervor. Am Fuß fließen vier Linien wie die Paradiesströme aus und winden sich wieder nach oben. Den Hintergrund bilden floreale und zoomorphe Ornamente. Der Kreuzstein selbst fungiert als Ikone der Erlösung. Er wurde als Fürbitte für das Seelenheil des Stifters errichtet, manchmal auch als Grabstein oder als Beschützer heiliger Plätze.