Plymouth - Mayflower II#

Plymouth - Mayflower II
Plymouth - Mayflower II, October 2013, © Gerhard Huber, under CC BY-NC 4.0 +Edu

Plymouth Plymouth, Massachusetts ist der Ort, wo alles begann, zumindest für die weißen Siedler aus dem fernen Europa. Man schrieb das Jahr 1620. Die 'Mayflower' brachte die ersten Siedler nach Amerika, 102 fundamentalistische Protestanten, die sogenannten Pilgerväter. Tatsächlich waren unter den Neuankömmlingen auch viele Kriminelle, die England loswerden wollte. Die heute in Plymouth vor Anker liegende Mayflower wurde 1955 nach Originalvorlagen nachgebaut. Die zweimonatige Überfahrt für die gottesfürchtigen Auswanderer bedeuteten eine ungeheure Strapaze. Zwei Menschen starben, ein Baby wurde geboren. Doch das schlimmste stand den Siedlern noch bevor. Als sie am 10. November 1620 die Küste erreichten, zwang sie das stürmische Wetter zu einer eisigen Überwinterung an Bord ihres Schiffes. Lungenentzündungen und Tuberkulose rafften mehr als die Hälfte der Siedler dahin, darunter viele Kinder. Warum man all die Gefahren auf sich genommen hatte, liegt im fanatisch-religiösen Eifer der Pilgerväter begründet. Sie waren nämlich in ihrem Heimatland mit der anglikanischen Staatskirche in schweren Konflikt geraten, weil sie als Puritaner die klerikale Prunksucht anprangerten und so auf die königliche Abschussliste gerieten. Neuengland war Fluchtpunkt und Traumziel zugleich. Hier konnten die Einwanderer ein streng religiöses Gemeinwesen in Selbstverwaltung aufbauen, das 10 Jahre später in einem christlichen Gottesstaat unter Gouverneur John Winthrop gipfelte. Die Puritaner waren in ihrer christlich-fundamentalistischen Lehre strikte Calvinisten, die sich auf den Genfer Reformator Johannes Calvin beriefen. Sie sehen den Menschen als von Natur aus völlig verdorbenen Sünder ohne jeden freien Willen an. Nur die von Gott Erwählten haben eine Chance auf Rettung. War zu diesem erlauchten Kreis gehört, entschied Gott jedoch schon vor Entstehung des Universums, d. h. das menschliche Schicksal ist seit ewigen Zeiten vorherbestimmt und durch keine Tat beeinflussbar. Wen Gott nicht erwählt, der vermag Gott auch nicht zu erkennen und landet automatisch in der Hölle. Die Auserwählten dagegen können dem Ruf Gottes nicht widerstehen. Sie leben streng nach der biblischen Lehre ein sittlich einwandfreies Leben. Als einzige Richtschnur diente die Bibel in wörtlichen Sinne. Alles Menschenwerk ist bloß der Versuch, die Souveränität Gottes einzuschränken und daher direkt mit dem Teufel verbunden. Auch der Kultus der katholischen Kirche galt als reines Werk des Teufels. Als vernünftig denkender Mensch stellt man natürlich die Frage, warum man sich an puritanische Regeln halten sollte, wo Gott seine Wahl schon längst getroffen hat. Die Lösung des Problems klingt banal: da Menschen keinen freien Willen besitzen, können sie sich gar nicht anders entscheiden und fügen sich automatisch ihrem puritanischen Schicksal.