The Elms#
Die größten Attraktionen Newports liegen außerhalb des Zentrums, wo sich wohlhabende Bürger nicht nur mondäne Häuser, sondern wahre Schlösser errichten ließen. Zwischen 1880 und 1910 wurde Newport zur Sommerfrische der Belle Epoque. In ihren herrschaftlichen Häusern frönten Amerikas erste Superreiche obszöner Maßlosigkeit. Von den Idealen der frühen Siedler hatte man sich schon meilenweit entfernt. Nur noch eines zählte: Geld. Es war die Zeit der Selfmade-Millionäre und Unternehmer, die durch die Industrialisierung Neuenglands zu märchenhaftem Reichtum gelangten. Daneben fristeten 95% der Amerikaner ein karges Leben. Die soziale Ungerechtigkeit entlud sich in der Gründung von Gewerkschaften, in landesweiten Streiks und zahllosen Straßenschlachten. Die Unternehmer reagierten mit aller Härte. Sie ließen auf ihre Arbeiter schießen. Die Anführer wurden inhaftiert und nicht selten erhängt. Auch in Newport spielten sich zeitgleich dramatische Szenen ab – zumindest aus Sicht des Geldadels. Das Problem mutet tatsächlich weltbewegend an: der alteingesessenen, vermögenden Caroline Astor war die Gästeliste ihrer Party der Presse zugespielt worden. Dieser Fauxpas kostete die adelige Dame tatsächlich ihre Society-Führungsrolle, die sie an die neureiche Alva Vanderbilt abgeben musste. Seit diesem Ereignis konkurrierten altes und neues Geld in Newport um die Vormachtstellung. Während die meisten Arbeiter ums tägliche Überleben kämpften, suchten sich die Unternehmer in Prunk und Protz gegenseitig zu übertrumpfen. Das Ergebnis sind hunderte schlossähnliche Anwesen in Newport, die den Vergleich mit so mancher europäischer Fürstenresidenz nicht zu scheuen brauchen:
Kohlebaron Edward Berwind glänzte mit einem dem französischen Klassizismus nachempfundenen Schloss. 1899 war 'The Elms' vollendet.