Green Mountains - Indian Summer#

Green Mountains - Indian Summer
Green Mountains - Indian Summer, October 2013, © Gerhard Huber, under CC BY-NC 4.0 +Edu

Oft wird Vermont Hanover, Vermont seiner grünen Umweltpolitik wegen als progressivster Bundesstaat gepriesen. Selbst Werbetafeln sind hier gesetzlich verboten. Als nachhaltig wirtschaftendes, politisch liberales und ländliches Kleinod möchte Vermont von der Welt gesehen werden. Orte wie Newfane, Weston, Dorset oder Manchester scheinen direkt einer Postkartenromantik zu entstammen. Dazwischen erheben sich die Hügel der Green Mountains, die sich im Herbst in ein berauschendes Farbenkleid hüllen – eben Neuengland-Idylle pur. Foliage - so nennt man Neuenglands größtes touristisches Kapital. Die Herbstlaubverfärbung erreicht ihren Höhepunkt Ende September / Anfang Oktober. Sie beginnt im nördlichen Maine und wandert täglich weiter nach Südosten. Jeder Bundesstaat verfügt über Hotlines, Web-Pages und Apps, die tagesaktuell über den Verlauf und das Tempo der Farborgie informieren. Insgesamt dauert das Spektakel je nach Wetterlage zwischen 2 und 4 Wochen, in denen sich die Blätter vom zarten Gelb über Orange bis Feuerrot verfärben. Doch woher kommt das ? Tatsächlich tragen die Blätter der Laubbäume das ganze Jahr über verschiedene Farbstoffe, die man jedoch nicht sieht, weil sie von Chlorophyll, dem grünen Farbstoff, überdeckt sind. Wenn im Herbst die Tage kürzer und die Nächte kühler werden, beginnt sich - spätestens nach den ersten Frost - das Chlorophyll langsam abzubauen. Im Blatt kommen dadurch die anderen Farbstoffe Schritt für Schritt zum Vorschein. Doch auch die Abbauprodukte des Chlorophylls werden nicht verschwendet, sondern im Stamm und den Ästen gelagert – als Vorrat für das nächste Frühjahr. Ist der Abbau beendet, bildet sich zwischen Ast und Blatt eine Korkschicht aus. Damit ist das Blatt von der Versorgung getrennt und fällt ab. Der Baum geht in eine Art Winterschlaf über. So schützt er sich vor der trockenen Zeit, denn wenn es friert, können die Wurzeln kein Wasser aufnehmen. Wären jetzt noch Blätter vorhanden, würde über diese das restliche Wasser schnell verdunsten, der Baum austrocknen und schließlich absterben. Warum sich die Natur gerade in Neuengland so intensiv verfärbt, liegt am Zusammen-wirken mehrerer Faktoren. Einerseits baut sich im Herbst typischerweise ein Hochdruckgebiet entlang der amerikanischen Ostküste auf. Durch die Nord-Süd-Ausrichtung der Gebirgszüge strömt Warmluft ungehindert weit nach Norden. Ein stabiler Altweibersommer sorgt für optimale Bedingungen. Andererseits ist die Zusammensetzung der Laubwälder von entscheidender Bedeutung. Hauptdarsteller des Farbspektakels sind verschiedene Arten von Birken und Ahornbäumen. Besonders intensiv verfärbt sich der Zuckerahorn, der in Neuengland sehr häufig vorkommt. Sein gelb-oranges und schließlich scharlachrotes Herbstlaub taucht die Wälder in ein leuchtendes Farbspektrum, das in dieser Intensität in Europa nicht zu finden ist. In Neuengland aber entwickelt sich der Herbst jedes Jahr zu einem überdimensionalen Aquarell der Natur.