Condor#

Allem Lärm und Rummel zum Trotz wagt sich pünktlich um acht Uhr der erste Flugkünstler aus der Deckung. Zugegeben, Schönheitsbewerb gewinnt er keinen, aber mit einer Spannweite bis zu 3 m 20 bietet der Kondor einen majesätischen Anblick. Die 12 kg schweren Riesengeier werden bis zu 80 Jahre alt und ernähren sich hauptsächlich von Aas. Zur echten Jagd reicht es nicht, denn die Vögel besitzen keine Greifkrallen. Es wurde jedoch schon beobachtet, dass Kondore Bergziegen und Schafe an steilen Klippen durch heftige Flügelschläge zum Absturz bringen. Die Vögel leben gut geschützt auf unzugänglichen Felsklippen und bevorzugen eine monogame Lebensweise. Nur alle drei Jahre legt das Weibchen ein Ei. Nach 6 Monaten wird der Jungvogel flügge. Dann läßt sich der König der Lüfte von den thermischen Aufwinden der Andentäler bis in Höhen von 7000 m tragen. Schon die Völker Alt-Perus verehrten den Kondor als heiliges Tier, als Symbol des Lichts, als Götterbote und Mittler zwischen himmlischer und irdischer Welt.