Bohinj (Wochein)#
Von Bled kommend erreichen wir durch ein Engtal „blatni graben“ zuerst Bohinjska Bistrica und danach Ribčev Laz.
Rechts an der Straße ein Park mit einem Denkmal, das an die tapferen Erstbezwinger des Triglavs erinnert. Im Hintergrund, links neben den tapferen Männern kann man den Triglav erkennen. Das Tal von Bohinj wird vom mächtigen Gebirgsstock des Triglavs beherrscht, der leider sehr oft von Wolken verhüllt wird. Ein paar Schritte bis zur steinernen Brücke und wir genießen einen wunderschönen Ausblick auf den Bohinjsko jezero bzw. Wocheinersee.
Ein See, der nicht nur von hohen Bergen und schroffen Felsen umrahmt ist, sondern der auch glasklares Wasser mit Trinkwasserqualität und eine enorme Fischpopulation aufweist.
Kein Wunder, dass dieser See ein Freizeitidyll geworden ist. Kein Wunder, dass diese Gegend den berühmtesten Poeten Sloweniens, France Prešeren, zu seinem Epos, die Taufe an der Savica inspirierte.
200m weiter bewacht der stolze Zlatorog, ein Gämsbock mit goldenen Hörnern, den Wocheinersee. Der Sage nach hat er nach einem überlebten Abschuss durch einen habsüchtigen Jäger, eine friedliche Almlandschaft in die wildzerklüfteten Julischen Alpen verwandelt.
Um einen Überblick über diese Bergwelt zu bekommen, fahren wir mit der Gondelbahn auf den Vogel.
Oben angekommen, genießen wir das Panoramaangebot vom Wocheinersee bis zum Triglavmassiv.
Der Vergleich mit Triglav, einem dreiköpfigen Gott der Slawen, hat diesem Berg eine besondere Stellung zugewiesen. Trinitäten gibt und gab es auch in anderen Religionen und durch seine drei Gipfeln verführt er zu Assoziationen. Am besten sieht man diese drei Gipfel vom Bohinjsko Sedlo. Von dort sind sie so zu sehen, wie sie auf der slowenischen Nationalflagge abgebildet sind, —.ohne Schnee und mit Schnee.
Bei einem Flug über die Julischen Alpen, in einer Höhe von 2400m, wird einem erst bewusst, wie dominant der Triglav über alle anderen Gipfel herausragt. Das ist auch der Grund, dass er sehr oft von Wolken verhüllt wird.
Weiter geht es mit dem Sessellift zu den Orlove glave, zu den Adlerköpfen. Wie sehr oft in Slowenien anzutreffen, gibt es hier eine Wunschglocke, die am Gipfelkreuz angebracht ist. Von den Adlerköpfen aus, genießen wir den Blick nach Südosten, nach Bohinjska Bistrica und nach Norden ins Triglavmassiv. Leider ist dieses mal der Triglav wieder einmal von Wolken verhüllt.
Von der Bergstation zoomen wir uns in Richtung Slap Savica, den sagenumwobenen Wasserfall, der durch Prešerens Epos „Die Taufe an der Savica“ erst so richtig Bedeutung gewonnen hat. Von Ukanc aus beginnen wir den Aufstieg zum Wasserfall.
Nach einigen anstrengenden Steilstrecken sind wir am Aussichtspavillon angekommen. Im Pavillion erinnert ein Stein an den Besuch Erzherzog Johanns im Jahre 1807. Erzherzog Johann war ein Förderer der Hütten- und Hammerwerke des Baron Siegmund Zois. Er brachte moderne Eisenverhüttungstechnologien wie schon vorher seine Großmutter Erzherzogin Maria Theresia, von Lothringen in das enge Tal von Bohinj.
Nun der Wasserfall selbst. Man schließt die Augen, und stellt sich den Taufvorgang wie in Prešerens “Krst na Savici“ vor. Das Bronzerelief ist am Prešeren-Denkmal in Ljubljana zu sehen.
Vom Pavillion aus noch ein Blick nach Ukanc und wir fahren aus dem Talkessel hinaus. Bei Sv. Duh (Hl. Geist) machen wir kurz Halt, um den Christophorus an der Außenwand zu bewundern. Christophorus ist der Schutzpatron der Fähr- und Fuhrleute. Ein Blick auf den Schutzheiligen soll vor dem Tod am gleichen Tag bewahren. Speziell südlich der Alpen (Slowenien, Friaul, Südtirol) haben viele Kirchen ein überlebensgroßes Christophorusbild an der Außenmauer.
Ein Schild an der Straße lädt uns zu einer Bootsfahrt ein. Das Boot nähert sich der Anlegestelle und heißt, wenig überraschend „Zlatorog“. Vom See aus ein Blick zu einer rustikalen Villa, zur Bergstation des Vogels, die Steilwand hinauf zur Vogar-Alm und zum Pršivec.
Knapp vor Ukanc hatten wir einen Fast-Zusammenstoß mit einem Schwimmkörper, der nicht nur ein goldenes Horn trug - (Zlatorog), sondern auch zwei liebliche Wasserfeen – (Bele Vile? — Rusalke? — Sirene?). Hauptsache, es ist gut ausgegangen!
Von Ukanc weg ein Blick zur Vogar-Alm und es geht zurück nach Ribčev Laz. Von weitem schon ist die Kirche St. Johannes der Täufer zu sehen, eine der ältesten Kirchen Sloweniens.
Bei der Besichtigung der Kirche wird man zuerst von St. Christophoros begrüßt. In der Vorhalle sind Freskenfragmente zu bewundern und die Westöffnung der Vorhalle ist ein riesiger „Panoramafernseher“.
Der Kirchenturm hat ein Kuriosum zu bieten. Beim Aufstieg ertönt das Triglavlied. In der Turmstube ist die Glocke und die Karfreitags-Ratsche zu bewundern und von der Turmstube aus ist der Triglav zu sehen — mit Symbol als Hilfestellung. Beim Abstieg wird man erst der Steilheit der Treppen bewusst.
Nun das Kircheninnere. Die Wände sind mit uralten Fresken versehen, um den Kirchenbesuchern vor 700 Jahren die Bibel und das Gedenken an die Märtyrer und Heiligen zu erklären. Südseitig an der Trennwand, die das Presbyterium vom Kirchenschiff trennt, ist die Opferszene von Kain und Abel zu sehen. Kain hat mit zwei weißen Teufeln zu kämpfen, er wird wie man umgangssprachlich sagt, vom Teufel geritten — eine sehr alte Redewendung! Zur Erklärung der weiteren Darstellungen empfiehlt es sich die Kirche zu besuchen. Die Fresken sind auf großen Tafeln in vier Sprachen beschrieben. Ruhe und Stille vorausgesetzt, wird man in dieser Kirche in einen eigentümlich ruhigen Zustand versetzt (Kraftort?). Noch ist diese Kirche nicht zu sehr überlaufen.
Unter der Musikempore ist ein 600 Jahre alter hölzerner Kopf Johannes des Täufers zu sehen. Der Aufstieg über die Stiegen zur Musikempore um einen Blick ins Kircheninnere zu werfen, lohnt sich.
Hinaus zum See und rechts weiter nach Stara Fužina (Althammer), zur Kirche St. Jakob, wo uns wieder ein Christophorus begrüßt. In der Vorhalle wieder einige Freskenfragmente und wiederum weiter zu einem Landsitz Baron Zois‘.
Ungefähr 1km oberhalb dieses Landsitzes überspannt die Teufelsbrücke die Korita Mostnica. In Slowenien bzw. Friaul gibt es einige Teufelsbrücken. Es sind meist Brücken, die in schwindelnder Höhe einen Flusslauf oder eine Schlucht überbrücken.
Baron Zois war nicht nur Wissenschafter, er hat sich auch für die wirtschaftliche Entwicklung der Wochein verdient gemacht. Durch Modernisierung der Eisenhüttenwerke und Hammerwerke (Beratung durch Erzherzog Johann) schuf er nicht nur Arbeit für viele Menschen in der Region, er wurde auch der damals reichste Mann von Krain. In Bohinjska Bistrica kann man nicht nur ein ehemaliges Verwaltungsgebäude mit Park (heute Restaurant) bewundern, sondern auch eine Uhr, die den Arbeitern zum pünktlichen Arbeitsbeginn läutete.
In Bohinska Bistrica besuchen wir noch Ajdovski gradec, — Črtomirs Burg (Heidenburg) nach Prešerens Dichtung.
„ Auf grauem Felsen der Wochein — zu wehren, Noch heut zu Tag erblickst du Trümmerreste, die „Heidenburg“ sich nennen bis zur Stunde, Darin verschanzt sich Črtomir auf’s Beste —
Wir gehen an der Kirche St. Nikolaus vorbei, die Ajdovski cesta entlang bis zum Durchgang unter dem Bahndamm. Dort wird noch auf einer Tafel Ajdovski gradec beschrieben, aber nach dem Durchgang kann man den Weg nur mehr erahnen. Von den Trümmerresten wurden vor 170 Jahren noch Aufzeichnungen gemacht, aber heute ist kaum noch etwas zu sehen. Vieles ist beim Eisenbahnbau als willkommenes Baumaterial vor Ort zum Opfer gefallen und die verbliebenen Reste sind durch Baum- und Strauchbewuchs zerstört und überwachsen.
Historisch eher belegt ist Ajdovski gradec als Eisengewinnungszentrum in der Eisenzeit, der Kelten und in der Römerzeit. Sämtliche Orts- und Geländenamen mit ajd- oder rimski- weisen auf eine römische Herkunft hin. Dieses Gebiet wurde aufgrund von Kupfer- und Zinnerzvorkommen bereits in der Bronzezeit besiedelt. Etwas später, durch das Wissen zur Verhüttung von Eisen bzw. Stahl war diese Region speziell für die Römer bedeutend, da die Gewinnung des Eisens direkt an den Lagerstätten, oder an Lagen mit besonderen Windverhältnissen erfolgte.
Durch die exponierte Lage dieses Hügels konnte man Windströmungen für die Sauerstoffzufuhr zu Rennöfen nutzen. Als Erz wurde das sauerstoffreiche, direkt unter der Oberfläche liegende Raseneisenerz oder die im Flussbett der Bohinjska Savica gefundenen Bobovci (Bohnerz, Iron Nuggets) verwendet. Durch den hohen Sauerstoffgehalt des Eisenerzes und dem Kohlenstoff der Holzkohle konnte im Rennofen eine direkte Reduktion erfolgen. Fast reines Eisen mit eher unbestimmten Kohlenstoffgehalt — trotzdem Stahl, konnte gewonnen werden, ohne die Schmelztemperatur von Eisen zu erreichen. Die Verwendungsfähigkeit erreichte man durch Ausschmieden der Luppe um das Gefüge zu verdichten und die Schlackenreste zu entfernen. Ein paar Bilder von einem Rennofenprojekt (2017) der Landesberufsschule Graz 8 (jetzt Landesberufsschule Graz 1) im Freilichtmuseum Stübing, sollen diese Vorgänge veranschaulichen. Ein Jahr später wurde in Stübing sogar ein internationaler Rennofentag mit anschließender Nacht des Feuers veranstaltet — Living History !
Bei Nomenj, nicht weit entfernt, in Richtung Bled, befinden sich die Überreste eines Hochofens, der Hochofen Sv. Ema. Mit der heiligen Hemma von Gurk haben diese Reste eines Hochofens nichts zu tun. Dieser Hochofen hatte bis auf einen gemauerten Schmelzbereich auch keine Ähnlichkeit mit den heutigen Hochöfen. Er war eine Weiterentwicklung des vorhin gezeigten Rennofens bzw. eine Vorstufe der Radwerke. Mit einem großen Wasserrad wurden Blasbälge betrieben, um höhere Temperaturen zu erzielen. Diese Technik wurde erst im 17. Jhd. zur Roheisengewinnung eingesetzt. (siehe Tafel — Valvasor). Daher befinden sich diese Reste auch neben einem malerischen Wildbach.
Nicht weit davon ein weiteres “Must see“, der Wasserfall Grmečica. Er ist der Endpunkt eines Canyons, der nur für erfahrene Canyoning-Sportler begehbar ist. Die Gefährlichkeit liegt in der stark wechselnden Schüttung dieses Wasserfalls.
Beim Verlassen der Wochein Richtung Bled durch den Blatni graben ist eine Talstation einer Seilbahn für die Holzbringung aus den höheren Lagen und die überwachsenen Reste einer Brücke zu bewundern.