Prag im Advent#
Es ist 5. Dezember und wir verlassen unser Hotel bei beginnender Dämmerung und tauchen in die Prager Unterwelt ab. Die goldene Stadt hat auch eine goldene U-Bahn, die Pražske Metro. (Ähnlichkeiten mit einer Werbung für ein bestimmtes Konfekt sind nicht zufällig!)
An der Station Staroměstská verlassen wir die Metro und gehen zur Karlův most — die berühmte Karlsbrücke. An diesem 5. Dezember stellt sich wie auf Bestellung, ein rotes Dämmerlicht ein. Prag — die ROTE Stadt!
Nun ist er da, der Laternenanzünder. An der Karlsbrücke werden die Laternen mit Gas versorgt. Mit einer langen Stange wird das Ventil aufgedreht damit die Gasglühstrümpfe aufleuchten . Da kommt richtige Adventstimmung auf!
Nun leuchten alle Laternen, der Hradschin und der Aussichtsturm auf dem Petřin (Laurenziberg — deutscher Name nach der St. Laurentiuskirche) strahlen hell über Prag.
Die ersten “Dining Boats“ kreuzen auf der Moldau. Ein Abendessen in einem Boot auf der Moldau, ein krönender Abschluss eines Pragbesuchs.
Ein schmaler roter Streif ist noch von der „Krampusdämmerung“ übriggeblieben.
An der “Mala Strana“ sind die Adventstände gut besucht, der Kleinseitner Brückenturm und der Hradschin heben sich aus der Dunkelheit gut sichtbar ab. Wir verlassen die Karlsbrücke und kommen zur Mánesův most.
Wenn sich die Lichter der Čechův most in der Moldau spiegeln, ergibt das eine besondere Stimmung.
Nun geht es in die Altstadt. Vor dem Hard Rock Café steht ein Engel und dann haben wir schon den Altstädter Platz erreicht.
Vor der astronomischen Uhr steht Svatý Mikuláš mit Anděl (Engel) und Čert (Krampus). Nach dem Aufsagen eines Gedichts bekommen die guten Kinder meist Süßigkeiten vom Engel, der Teufel sorgt für Drohgebärden und „schlimme“ Kinder bekommen ein Stück Kohle oder einen Erdapfel. Das wird so wie bei uns von den Eltern des Kindes geregelt. Das ist aber nicht die einzige Svatý Mikuláš-Gruppe, es ziehen viele solcher Gruppen durch die zahlreichen Adventmärkte von Prag.
Ein Blick durch eine etwas unvorsichtig geöffnete Tür des Rathauses gibt uns die Gewissheit, dass wir sicher noch einmal nach Prag kommen werden.
Weiter geht es mit Eindrücken und Genüssen, die auf tausende Touristen warten. Ein Stadtbummel soll nicht nur das kulturelle und historische Interesse, sondern auch das persönliche Wohl befriedigen. Die ersten Adventstände tauchen auf, Maroni, Würstel (Klobasse), Palatschinken und Glühwein, der hier Svařák heißt, kennen wir von unseren Adventmärkten. Auf Wiener Adventmärkten findet man auch Kartoffelspiralen.
Aber es gibt hier auch eine tschechische Spezialität, “Trdelník“. Angeblich von einem Koch aus Siebenbürgen nach Skalica in Westböhmen gebrachter Baumstriezel. Trdelnik mit heißem Apfelsaft, höllisch gut!
Vánoční trhy — Weihnachtsmarkt. Jetzt sind wir mitten am Markt, beim großen Weihnachtsbaum. Er ist umringt von Plakatständern, die auf ein tschechisches Weihnachten hinweisen. Josef Lada ein berühmter Zeichner und Illustrator hat sich durch seine Kinderbücher, Erwachsenenbücher und Illustrationen für andere Autoren einen Namen gemacht. Durch die einfache Linienführung in seinen Zeichnungen und den Bezug zum tschechisch-ländlichen Alltag und Volkstum konnte er fast alle Bevölkerungskreise ansprechen. Es gibt niemand in Tschechien, der*die nicht mehrere Kinderbücher mit seinen Illustrationen besessen und mehrmals gelesen hat. Seine berühmtesten Illustrationen waren für den Roman „Der brave Soldat Schwejk“. Der brave Soldat Schwejk bekam von ihm ein Gesicht. Von seinen eigenen Werken ist der sprechende „Kater Mikesch“ das bekannteste. Kater Mikesch ziert auch den Altstädter Weihnachtsbaum. Sogar ein Trdelnik-Stand ist in Lada-Stil dekoriert.
Nicht alles, was mit Feuer und Glut zu tun hat ist der Hölle, dem „Krampus“ bzw. “Čert“ zuzuordnen. Ein Kunstschmied vermittelt mittelalterliche Atmosphäre und zeigt seine Kunstwerke, wie Schwerter und Rüstungsteile. Für Touristen, zum Mitnehmen, werden vor Ort geschmiedete Stahlwürfel angefertigt.
Auch am Wenzelsplatz, Schauplatz vieler Demonstrationen und Massenkundgebungen (samtene Revolution), gibt es einen Adventmarkt. Er breitet sich jedoch mehr in der Länge aus, denn der Wenzelsplatz ist eher eine Prachtstraße. Auch die Nobelgeschäfte an der Prachtstraße “Na příkopě“ („Am Graben“) sind weihnachtlich geschmückt. Die Adventstände ähneln sich den unseren. Die Würstelbuden auch. Für die angebotenen Snacks werden natürlich auch tschechische Namen gebraucht. Durch das Anpreisen mit Bildern gelingt so mancher Vergleich. Natürlich wird am Wenzelsplatz auch eine Wenzelswurst (Václavská klobása) angeboten, wo sonst!
Abschließend fahren nun Svatý Mikuláš und seine Engel auf einem goldenen Strahl, so wie sie gekommen sind, wieder zurück in den Himmel. Die anderen finsteren Gesellen und Gesellinnen nehmen die rote Linie für eine Ebene weiter unten.
Am nächsten Tag ein Kurzbesuch auf dem Hradschin. Wir wurden von der gerade abziehenden Wacheinheit begrüßt.
Leider war Prag überfüllt von Touristen. Durch den katholischen Feiertag, am 8. Dezember und dem Fenstertag davor, hatten viele Polen, Italiener und Spanier einen Städtebesuch nach Prag unternommen. Daher war bei der Wachablöse beim Haupteingang ein Riesengedränge. Für ein paar nette Schnappschüsse bei der Wachablöse muss ich auf einen der nächsten Pragbesuche verweisen.
Vom Schlossplatz genießen wir einen Überblick über das südliche Prag.
Zurück in die Stadt. Vergoldete Figuren am Wenzelsplatz und — wenn sich in Prag Fleischstücke über einer Holzkohlenglut drehen, dann ist es nicht Kebab, — sondern “Staropražska Šunka“ (Altprager Schinken). Direkt am Stand genossen, ein “must“.
Zum Advent gehört natürlich auch der Besuch einer Krippenausstellung. In den angrenzenden Klosterräumen der Kirche “Panny Marie Sněžné“ („Jungfrau Maria im Schnee“) gab es 200 teilweise originelle Krippen zu sehen.
Es dämmert schon und wir wollen noch einen schönen Überblick über Prags Brücken genießen. Also hinauf zum Hanavský Pavilon. Von dort hat man einen wunderbaren Panoramablick über den Moldaubogen in der Stadt. Im Süden die Brückenflucht mit der Karlsbrücke, im Osten die Čechův most.
Wir zoomen uns in Richtung Karlsbrücke, zur Čechův most,
wieder zurück zur Karlsbrücke und sehen, dass der Laternenanzünder bereits die Laternen aufgedreht hat. Eine Viertelstunde später ist es Nacht und wir sind hungrig geworden.
Aber dieses Mal werden wir unseren Hunger nicht am Adventmarkt stillen, sondern auf einem der vielen Diningboats.
Wir genießen nicht nur die Schlacht am Büffet, sondern auch die Schifffahrt an der Moldau, einschließlich das Gedränge der Schiffe in den Schleusen.
Abschließend noch ein paar Stimmungsbilder von der Karlsbrücke.